Die Fischerzunft-Lohr

Die Fischerei im Wandel der Zeit


Heute üben einige Mitglieder der Fischerzunft die Fischerei noch im Nebenerwerb aus. Eine Ernährungsgrundlage kann die Flußfischerei heute nicht mehr bieten.


Auch von der Vielzahl der einst gebräuchlichen Fischereigeräte sind wenige übrig geblieben.


Einerseits ging der Ausbau des Maines zur Wasserstraße und der zunehmende Schiffsverkehr nicht spurlos an der Fischerei vorüber. Viele waidgerechte Fangmethoden und Geräte konnten nicht mehr praktikabel oder erfolgversprechend angewandt werden.


Andererseits ging der Fortschritt natürlich auch an der Fischerei nicht spurlos vorüber. Früher gebräuchliche Netze aus Hanf werden heute aus Nylon hergestellt. Reusen, früher aus Weiden geflochten, später aus Drahtgeflecht gefertigt, bestehen heute aus Kunststoff.


Die Fischernachen - Schelche - früher aus Eichenholz (von Zeit zu Zeit geteert) wurden noch vor einigen Jahren auch aus Schwarzblech gefertigt, heute fast ausschließlich aus Aluminium, manchmal auch aus Edelstahl.

Mitglieder der Fischerzunft Lohr benutzen heute noch verschiedene Arten von Stellnetzen (die Fische fangen sich mit den Kiemen darin) und Reusen für den Aalfang. Einige ältere Fischer beherrschen das Stricken (gebräuchlicher Ausdruck, nicht etwa knüpfen) von Netzen mit Hilfe der Zungennadel und dem Strickholz/Strickstock (die Größe des Strickholzes ergibt die Maschenweite). Auch das Ausbessern (Reparatur) von Netzen erfordert spezielle Fertigkeiten und Werkzeuge (Biesnadel). Die Älteren sind ständig bemüht, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten an Jüngere weiter zu geben.

Einen Fischer kann man ab und zu noch beim Fischen mit dem Wurfgarn (Wurfnetz) beobachten.

Auch die Wade wird zum Backfischfang noch eingesetzt.

Die moderne und für den Fisch bei waidgerechtem Einsatz schonenste Fangmethode, die Elektrofischerei, wird seit 1990 gelegentlich angewandt.

Ebenfalls seit 1990 wird am Kraftwerksauslauf der Staustufe Steinbach wieder ein Aalschokker betrieben. Der erste wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in Lohr fängig gestellt. Zeitweise wurden zwei Schokker (holl.Schiffstyp mit flachem Boden) gleichzeitig betrieben. Der Name blieb erhalten, als die Fischer auch andere Schiffstypen einsetzten. Bei den meisten dieser Fanggeräte handelt es sich um einseitige Schokker mit Auslegern an einer Seite. An besonders geeigneten Plätzen gab es auch Schokker mit Fangbalken an beiden Seiten. Einer hiervon wird heute noch an der Staustufe in Harrbach eingesetzt. Ein weiterer mußte 1984 von seinem Fangplatz entfernt werden und steht heute an der Mainlände in Lohr.

Der Schokker wird in stürmischen Herbstnächten, mitunter auch bis ins Frühjahr (bei entsprechendem Wasserstand) eingesetzt, um ins Meer abwandernde laichreife Aale zu fangen.

In der Wanderzeit der Aale sind pro Nacht Fänge von mehreren Zentnern möglich. Tagsüber eingesetzt kann der Aalschokker zu einem üblen Schadgerät werden.

Anders als im Rhein kann wegen der Schifffahrt, im Main ein Schokker nicht im freien Strom eingesetzt werden. Da sich abwandernde Aale stets an der Hauptströmung orientieren, werden im Main die Fanggeräte an den Kraftwerksausläufen betrieben. Dies bringt es mit sich, daß ein großer Teil der gefangenen Aale (aber auch andere Fische), Verletzungen durch die Kraftwerksturbinen aufweist. Bei Hochwasser, wenn die Kraftwerksturbinen stillstehen, kann der Schokker auch aus der Kraftwerksbucht herausmanöveriert und in der Strömung unterhalb der Wehrtrommeln verankert werden. Dies bedingt eine aufwändige Verankerung bzw. Befestigung mittels Drahtseilen. Deshalb wurde es hier in Steinbach die letzten Jahrzehnte nicht mehr praktiziert.

"Diese sofort toten Aale (12kg) sowie die zerstückelten Fische wurden in einer Novembernacht aus dem Netz des Aalschokkers an der Staustufe Steinbach entnommen. Das Netz war nur ca. 3 Stunden fängig  gestellt."

Der Main galt früher als eines der fischreichsten Gewässer Deutschlands. Seine Unterteilung in Stauhaltungen (fischereilich eine Aufeinanderfolge von Teichhaltungen), verbunden mit den Auswirkungen der Schifffahrt führten zu einer Strukturarmut und den Verlust von Lebensräumen und Laichmöglichkeiten. Dies hatte einen gewaltigen Rückgang der Artenvielfalt von Tieren und Wasserpflanzen zur Folge.


So sind von einer großen Anzahl einst vorkommender Fischarten einige wenige geblieben.


Die Fischereiberechtigten versuchen durch gezielten Besatz mit Jungfischen diesen Bestand zu erhalten.


Durch das seit den 80er Jahren zunehmende, massenhafte Auftreten des Kormorans (er war früher so gut wie unbekannt, ältere Fischer und Naturfreunde, sowie Aufzeichnungen belegen dies), werden diese Bemühungen großteils zunichte gemacht. 


Trotzdem gibt es in Lohr und anderswo noch Idealisten welche die Tradition und das Brauchtum der Zünfte erhalten und weitergeben möchten, sowie das Fischwasser und den Fischbestand zu schützen und zu erhalten versuchen.